F-104F


Es war im Jahre 1972 im Deutschen Museum in München. Als siebenjähriger "Bub" entdeckte ich im Freigelände ein Flugzeug, welches ich unbedingt näher anschauen wollte. Mit meinem Vater ging ich zielstrebig los. Das war die erste"Begegnung" mit einem Jet, der mich bis heute beschäftigt und fasziniert. Von der F-104F wurden 30 Flugzeuge für die deutsche Bundesluftwaffe bei Lockheed in den USA gebaut. Der Erstflug dieses reinen Schulflugzeuges fand am Jahresanfang 1960 statt. Die Jets wurden in den USA eingeflogen. In Palmdale wurden auch die ersten sechs deutschen F-104 Piloten geschult. Anschließend kamen die Flugzeuge zerlegt und verpackt mit dem Schiff in Deutschland an. Die Flugzeuge wurden bei der Waffenschule (WaSLw 10) in Nörvenich stationiert. Anfang 1964 verlegte die WaSLw 10 nach Jever in Norddeutschland und begann mit der Ausbildung auf diesem extrem leistungsfähigen aber auch sensiblen Flugzeug. Dabei waren neben deutschen auch amerikanische, belgische, holländische und italienische Fluglehrer eingesetzt. Die Maschinen erhielten die Kennungen BB+361 bis BB+389. Das erste Flugzeug BF+011 wurde der Technikerausbildung zugeteilt. Bei der Einführung der neuen taktischen Kennzeichen erhielten die F-104F die Nummern 29+01 bis 29+21. In der Jahresmitte 1965 begann dann auch in Luke AFB Arizona der Ausbildungsbetrieb mit TF/F-104G Starfighter. Von den 30 F-104F gingen zehn Flugzeuge durch Absturz verloren. Auch der erste tödliche F-104 Absturz in der langen Einsatzgeschichte (30 Jahre) war mit der F-104F zu beklagen. Im Jahre 1971 wurden die verbliebenen Flugzeuge außer Dienst gestellt. Die BB+362 (29+03) war nach der Restaurierung viele Jahre in der Flugwerft in Oberschleißheim ausgestellt und ist jetzt wieder in die Luftfahrthalle im Deutschen Museum zurückgekehrt.

Ich erinnere mich immer wieder an die Aussagen von Hptm. a.D. Gottfried Blahnik, der im Dezember 2014 verstorben ist und an meinen Trauzeugen Major a.D. Johann "Gockl" Hahn. Hannes war der älteste Einsatzpilot auf F-104 in der Luftwaffe. Er flog bis kurz vor seinem 46. Lebensjahr die T-33, F-84F und F/TF-104G beim Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen. Vor wenigen Wochen habe ich mit Hannes über die 104 F gesprochen. Sofort kam die unbeschreibliche Beschleunigung beim Start und die kurze Startstrecke der Maschine in seiner Erinnerung. Danach mußte sofort das Fahrwerk eingefahren werden, um die maximale Einfahrgeschwindigkeit von ca. 260 Knots (ca. 470 km/h) nicht zu überschreiten. Damit hatten laut Hannes einige Piloten schwer zu "kämpfen". Gelang dies nicht, wurde der Steigflug kurz unterbrochen. Der Nachbrenner mußte kurz ausgeschaltet werden, die Flugzeugnase leicht nach unten bewegt, um dann in die Parameter des sicheren  Einfahrvorganges zu gelangen. Die meisten Schulungsflüge wurden "clean", d.h. ohne Zusatztanks geflogen und waren relativ kurz. Vom Lösen der Bremse auf der Startbahn bis zu einer Flughöhe von 35.000  ft.( ca. 12.000 m) benötigte die F-104 F eine Zeit von unter 2 Minuten. Die Beschleunigung von Mach 0,9 - Mach 2.0 schaffte die Maschine in ca. 60 Sekunden. Die F-104 F war nach seinen Aussagen der Jet, der die Piloten in zuvor unbekannte Dimensionen brachte. Es war die leichteste und somit schnellste Version der F-104. Wie sagte Hannes zum Abschluß: Die F-104 F bestand aus Radio, Zelle, Triebwek und dem Piloten.

Die Umschulung von der F-84 "Thunderstreak" auf F-104 " Starfighter" in Jever sind in den Flugbüchern von Gottfried und Hannes dokumentiert und abgebildet. Dafür bin ich sehr dankbar!

 
Focus-Starfighter